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Was kommt nach der Rushhour?

von Norbert F. Schneider, Harun Sulak, Ralina Panova

Lebenslagen und Lebensverläufe von Frauen und Männern in der Lebensmitte

Der Schwerpunkt der Familienpolitik in Deutschland liegt seit einigen Jahren auf jungen Familien mit kleinen Kindern. Die daran anschließende Lebensphase in der Lebensmitte ist bisher wissenschaftlich nur wenig erforscht und daher kaum im Blickfeld der Politik. Die Konrad-Adenauer-Stiftung möchte mit Hilfe der Forschung des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung diese Lebensphase näher beleuchten und Konsequenzen für politisches Handeln aufzeigen.

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Vorwort

Ein Schwerpunkt der Familienpolitik in Deutschland liegt seit Jahren auf Familien mit Vorschulkindern und der besseren Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Diese Lebensphase, die verbreitet als Rushhour des Lebens bezeichnet wird, erstreckt sich vielfach auf die Altersspanne zwischen dem 25. und 35. Lebensjahr.

Während die Phase der Rushhour des Lebens wissenschaftlich gut erforscht ist und in vielfältigen politischen Maßnahmen ihren Niederschlag gefunden hat, ist die sich daran anschließende Lebensphase des mittleren Erwachsenenalters zwischen dem 35. und 59. Lebensjahr bislang wenig wissenschaftlich erforscht. Dabei bildet diese Lebensphase die längste Periode im Lebensverlauf, in der sich gegenwärtig 36 Prozent der Bevölkerung in Deutschland befinden.

Ebenso wie das junge Erwachsenenalter unterliegt das mittlere Erwachsenenalter einem gesellschaftlichen Wandel, der durch eine zunehmende Pluralisierung und Destandardisierung der Lebensverläufe gekennzeichnet ist. Die Vorstellung eines „Normallebenslaufs“ aus Ausbildung, einer längeren aktiven Lebensmitte und Ruhestand ist heute obsolet geworden und einer wachsenden Vielfalt der Lebensverläufe in Familie und Beruf gewichen. Hinzu kommt, dass klar definierte Altersnormen und Geschlechterrollen, die diese Lebensphasen prägten, an Bedeutung verloren haben. So spannt sich die Lebensmitte von einer späten Familiengründung nach dem 35. Lebensjahr über die Familienerweiterung bis zum Auszug der Kinder. Oft mündet sie in der Pflege der Familienangehörigen.

Trotz der zunehmenden Vielfalt und trotz der abnehmenden Bedeutung von traditionellen Geschlechterrollen hat die Familiengründung weiterhin unterschiedliche Auswirkungen auf das Leben von Männern und Frauen in der Lebensmitte.

Während Väter nach der Geburt ihrer Kinder weiterhin voll erwerbstätig bleiben, schränken Mütter, vor allem in Westdeutschland, ihre Erwerbstätigkeit oftmals langfristig stark ein. Im Vergleich zum Westen Deutschlands zeigt sich für Ostdeutschland ein anderes Bild. Besonders deutlich ist der Unterschied bei der Erwerbsbeteiligung von Müttern. Ostdeutsche Frauen praktizieren eine geringere und kürzere Erwerbsunterbrechung und sie sind in einem erheblich höheren Umfang erwerbstätig als Mütter im Westen. Neben geschlechtstypischen und regionalen bestehen auch vielfältige sozialstrukturell bedingte Unterschiede bei den Lebensverlaufsmustern.

Was bedeutet dieser Befund für die Familienpolitik? Aufgrund der vorliegenden wissenschaftlichen Ergebnisse ist es wichtig, den mittleren Lebensabschnitt verstärkt in den Blick von Forschung und Politik zu nehmen. Es zeichnen sich heute neue Lebensläufe hinsichtlich des Zeitpunktes der Familiengründung, der Lebensformen und der Bildungs- und Berufsbiografien ab. In bestimmten Phasen des Lebensverlaufs benötigen Familien eine spezielle Unterstützung durch finanzielle Transfers, bestimmte Zeitfenster und Infrastruktur. Diese Phasen sind nicht nur auf die Rushhour des Lebens konzentriert, sondern umfassen immer stärker das mittlere Lebensalter.

Die folgenden Ausführungen befassen sich ausführlich aus wissenschaftlicher Sicht mit dem mittleren Lebensabschnitt und zeigen darüber hinaus politischen Handlungsbedarf auf.

Christine Henry-Huthmacher

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